DOC SUMMER'S


Beratung
Beratung am LvD
Fragensammlung
Beratungsstellen
Fragen?

Infos
Aids
Arbeitssucht
Drogen
Essstörungen
Spiel- und Computersucht
Suizid
sexueller Missbrauch

Literatur
Gedichte
Romane
Bücher über
   

Relax Corner

Impressum

Alkohol

Name

Alkohol, Äthanol, Äthylalkohol, C2H5OH

Info

Alkohol (= Äthylalkohol) entsteht durch Gärung von Zucker. Zucker wird durch Hefe in Äthanol und Kohlendioxid umgewandelt wird. Alkohol ist ein schädliches Zellgift.

Alkohol, wie Medikamente mit Suchtpotentialen und Drogen, greift in das komplizierte Gleichgewicht der Neurotransmitter (hemmende und aktivierende Botenstoffe) im Belohnungszentrum des Gehirns ein.

Der einfachste Alkohol ist Methanol (Methylalkohol), ein anderer, vom Geruch bekannter, ist Iso-Propylalkohol (z.B. im Haarwasser), es gibt auch feste Alkohole und mehrwertige Alkohole, z.B. das Glycerin.

Geschichte

Alkohol wurde schon früh dazu verwendet Ängste vor den Naturgewalten und den Ungewißheiten des Lebens zu mindern und zwischenmenschliche Kontakthürden zu beseitigen. Massenalkoholismus gibt es erst seit den letzten Jahrhunderten, hochprozentigen Alkohol erst seit dem Mittelalter nach der Entdeckung der Destillation. Zuvor vergor man z.B. Honigwasser zu Met oder Gerste zu einer Art Bier, die Nomaden verwendeten Stutenmilch dazu.

Heutzutage ist Alkohol neben Nikotin das am häufigsten konsumierte legale Suchtmittel.

Verwendung

in Wasser gelöst

Wirkung

Alkohol wirkt in zwei Phasen; in geringen Mengen (0,2 Liter Bier / 0,1 Liter Wein) anregend, bei höherer Dosierung dämpfend auf das Zentralnervensystem. Alkohol macht nicht lustig, sondern wirkt erst über den Abbau von Hemmungen stimmungsverbessernd.

Ab einer täglichen Menge von ca. 40 g reinen Alkohol (0,8 Liter Bier / 0,4 Liter Wein) treten schädliche Wirkungen auf. Bei größeren Mengen kommt es zu einem Anstieg der Nebennierenhormone (u.a. Cortison), im Organismus tritt eine Streßsituation ein. 40 bis 60 Gramm Alkohol täglich bewirken beim Mann schon eine deutliche Leberschädigung, bei der Frau reichen bereits 20 Gramm täglich.

Missbrauch und Abhängigkeit

Bei Trinken von Alkohol tritt eine sofortige, deutlich ausgeprägte angenehme Wirkung ein, die aber nur anhält, solange der Blutalkoholspiegel ansteigt. Danach setzt durch die Absenkung des Alkoholspiegels in der Leber eine gering ausgeprägte und unangenehme Wirkung ein. Trinkt man weiter, kann diese Wirkung wieder umgekehrt werden.

Die enthemmende Wirkung von Alkohol stellt eine starke Versuchung dar, die zu dem Teufelskreis führen kann, immer wieder von dem Suchtmittel zu nehmen.

Die bekannten Entzugserscheinungen sind Zittern, Schwitzen, Erbrechen und Kreislaufstörungen. Eine leichte Entzugserscheinung ist der Kater, der je nach Situation mit Kopfschmerz, Unlust, Unruhe, Gereiztheit, Verstimmung und Deprimiertsein einhergeht. Ursache ist hier ein Abbauprodukt des Alkohols, das äußerst giftige Acetaldehyd.

Langzeitfolgen

Grundsätzlich schädigt Alkohol bei genügender Konzentration jede Körperzelle, weil er den Zellen Wasser entzieht. Im folgenden werden die am haufigsten auftretenden Schäden aufgelistet.

Gehirn: Bei jedem Rausch sterben Gehirnzellen ab. Bei ständigem Konsum kommt es zu einer allmählichen Schrumpfung des Gehirns (Atrophie).Hirnschäden durch Alkohol sind die häufigsten und bedeutsamsten, sie sind keinesfalls geringer zu bewerten als z.B. Leberschäden.

Herz/Kreislauf: Entgegen weitläufiger Meinung, Alkohol reduziere das Infarkt-Risiko, erhöhen schon geringe Mengen Alkohol täglich den Blutdruck. Erhöhter Blutdruck ist ein Risikofaktor für Schlaganfälle. Außerdem erhöht Alkohol die Blutfette (sogenannte Triglyzeride) und führt wegen des hohen Kaloriengehaltes zu Übergewicht. Damit sind Herz-/Kreislaufkomplikationen geradezu vorprogrammiert.

Mundschleimhaut/Kehlkopf: Schon 1 Liter Bier pro Tag (½ Liter Wein) erhöht das Risiko für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre, insbesondere in Verbindung mit Rauchen.

Magen: Besonders bei regelmäßig Trinkenden und bei Alkohol-Abhängigen besteht fast immer eine Magenschleimhautentzündung (Magenschmerzen, vermehrte Übelkeit). Durch kleinere Blutungen kann es zu kaffeesatzartigem Erbrechen kommen, auch Erbrechen von hellem Blut bei Entzündungen im oberen Magenbereich (erruptive Gastritis, z.B. typisch bei Wodka-Trinkern). Magengeschwüre sind nicht selten - Schmerzmittel wie 'Aspirin' oder 'Alka Seltzer' erhöhen das Risiko noch zusätzlich.

Bauchspeicheldrüse: Chronischer Alkoholmißbrauch führt bei der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zu einer Verengung der Verbindung zum Darm bei gleichzeitiger Steigerung der Ferment-Bildung. Folge: Pankreas-Entzündung (starke Schmerzen) und schließlich Selbstverdauung der Drüse. Die Entstehung einer Diabetes ist häufig die Folge einer Pankreas-Schädigung.

Leber: Die Leber ist das chemische Labor unseres Körpers. Sie muß Giftstoffe umwandeln und abbauen. Wird ihre Leistungskapazität ständig überschritten, verlaufen die Schäden über folgende drei Stadien: (1) Fettleber: Fett als Abbauprodukt des Alkohols kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden und wird zwischen den Leberzellen eingebaut. Das Volumen der Leber kann sich verdoppeln. Da die Leber keine Schmerzzellen hat, bleibt dies oft unbemerkt, der Arzt kann die Vergrößerung ertasten. Bei Abstinenz bildet sich die Fettleber vollständig zurück. (2) Leberentzündung: Große Bandbreite von relativer Beschwerdelosigkeit über Gelbsucht (Hepatitis) bis zum lebensbedrohlichen Leberversagen durch das giftige Abbau-Zwischenprodukt Acetaldehyd. Leberzellen sterben ab und werden nicht wieder ersetzt. Bei Abstinenz tritt ein Stillstand, jedoch keine vollständige Heilung ein. (3) Leberzirrhose: Entwicklung aus der Leberentzündung durch Weitertrinken. Massives Absterben von Leberzellen und Ersatz durch hartes Narbengewebe, dadurch Leberschrumpfung. Weitere Folgen: Krampfader-Bildung in der Speiseröhre, Wasserstau, Selbstvergiftung des Körpers durch Ammoniak im Blut. Einzige Überlebenschance: Strikte Abstinenz! (ca. 18.000 Tote jährlich durch Zirrhose!)

Nerven: Als Zellgift schädigt Alkohol direkt das Nervenmark. Durch den bei Abhängigen häu-figen Vitamin-B-Mangel kommt es außerdem zu Schädigungen der Nervenscheide. Folge: Polyneuropathie, Schmerzen in den Beinen und Oberarmen, Wadenkrämpfe, Kribbeln oder Ausfall des Hautgefühls, Unsicherheit beim Gehen, Lähmungserscheinungen. Diese Schäden können sich bei Abstinenz erst nach vielen Monaten bis Jahren zurückbilden. Einzige Therapie: Gabe von Vitamin-B-Präparaten.

Weitere Schädigungen: Darm => Darmkrebs; Sexual-Hormone (Mann: Ausbildung einer Brust, typisch weibliche Schambehaarung; Frau: schütteres Haar, rauhe männliche Stimme); Haut: Lederhaut; Knochen und Gelenke; Delirium, Krämpfe, Korsakow (Alkoholpsychosen); verschiedene Psychosen.

Wichtige Begriffe

Alkoholdelir (Delirium tremens). Bei plötzlichem Absetzen des Alkohols (z.B. nach einem Unfall in der Klinik) kann es nach 1 - 3 Tagen zu einer dramatischen Fehlschaltung im Gehirn kommen. Das Delirium tremens ist somit eine besonders schwere Form von Entzugserscheinungen. Merkmale: Halluzinationen ("weiße Mäuse", Einbildung von Stimmen), Unruhe, d.h. aufgeregt, orientierungslos, "nestelnde Bewegungen", Gefahr von Kreislaufkollaps. Etwa 20 % der Delirien verlaufen tödlich. Das Delir wird auch als Einbruch von Traumphasen in den Wachzustand interpretiert. Es dauert gewöhnlich 2 - 5 Tage und klingt spontan ab. Das Delirium tremens kann nur auf einer Intensivstation behandelt werden.

Krampfanfälle. Die Anfälle gleichen denen der Epilepsie. Häufig bei plötzlichem Entzug (20-30 % der Abhängigen) oder als Begleiterscheinung des Delirs. Ist einmal ein Krampfanfall aufgetreten, bleibt die Neigung dazu chronisch. Bei jedem epileptischen Anfall kommt es zu einem Massensterben von Gehirnzellen.

Korsakow-Syndrom. Damit bezeichnet man die schwerste Form der Gehirnschädigung durch Alkohol. Benannt wurde sie nach dem russischen Psychiater Sergej Korsakow, der diesen Zustand erstmals 1854 beschrieb. Durch das Absterben bestimmter Gehirnregionen erleidet der Betroffene einen weitgehenden Gedächtnis- und Orientierungsverlust. Das heißt, für ihn gibt es im Extremfall überhaupt kein "gestern" und kein "morgen" mehr. Er weiß nicht mehr, wer oder wo er ist, und kann manchmal auch engste Bezugspersonen nicht wiedererkennen. Dieser Zustand ist in der Regel durch Abstinenz kaum noch heilbar.Das Korsakow-Syndrom ist der Endzustand vieler Alkoholiker.

Halluzinosen. Vorwiegend akustische Wahn-vorstellungen. Das Bewußtsein ist klar, Der Betroffene hört meist Stimmen mehrerer nicht anwesender Personen, die in seiner Einbildung über "ihn zu diskutieren und zu schimpfen" scheinen. Die Alkoholhalluzinose tritt meist im mittleren Lebensalter auf, oft nach einer Periode von Trinkexzessen. Wird der Alkohol abgesetzt, so klingt die Halluzinose in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage ab. Trinken die Kranken wieder, so kommt es leicht zu einer Wiederholung. Bei einem Fünftel der Fälle wird die Alkoholhalluzinose chronisch.

Eifersuchtswahn. Eifersuchtsvorstellungen sind bei Alkoholikern häufig.

Wernicke-Krankheit. Eine schwere alkoholbedingte Psychose. Kennzeichen sind: Schläfrigkeit (Somnolenz), Augenmuskellähmung und Störung im Ablauf der Muskelbewegungen (Ataxie). Gelegentlich finden sich Pupillenträgheit und Krampfanfälle. Die Übergänge zum Korsakow-Syndrom sind fließend, die Prognose ist schlecht. Wenn der Patient überlebt, bleibt meist ein Korsakow-Syndrom zurück.

Entzug, Entwöhnung, Therapie

Unter Entzug versteht man (1) den Zustand nach dem Absetzen des Alkohols mit Einsetzen diverser Entzugserscheinungen und (2) das Absetzen des Alkohols unter ärztlicher Aufsicht gemeint. Dabei wird versucht, die schlimmsten Entzugserscheinungen und insbesondere ein Delir oder einen Krampfanfall zu vermeiden.

Zu einem freiwilligen Entzug ist der Abhängige meist erst nach dem Eingeständnis der völligen Niederlage bereit. Ein gerichtlicher Beschluß kann in besonderen Fällen angeordnet werden. Der Entzug sollte auf einer geschlossenen Entzugsstation erfolgen (meist in der Psychiatrie). Allgemeine Krankenhaus sind meist zu offen, ein Selbstentzug zu Hause kann lebensgefährlich werden. Ein Entzug in einer speziellen Entzugsstation hat einen weiteren Vorteil: Viele Kranke treffen hier zum ersten Mal auf gleichartig Betroffene in der gleichen Situation. Der Meinungsaustausch kann hier den ersten Weg zur Genesung ebnen, außerdem sind meist Psychologen und Sozialarbeiter im Behandlungsteam und lindern die oft massiven persönlichen Probleme.

Entwöhnung. In der Entzugsbehandlung (8 - 14 Tage) klingen nur die körperlichen Entzugssymptome ab. Psychische Entzugserscheinungen bestehen in der Regel längere Zeit fort. Da die einmal erworbene Abhängigkeit lebenslang bestehen bleibt, muß der Kranke lernen, trocken zufrieden leben zu können. Diesem Lernprozeß dient die Entwöhnungsbehandlung als Reha-Maßnahme. Sie wird auf Antrag in speziellen Reha-Kliniken durchgeführt und dauerte bisher 4 bis 6 Monate.

Der sicherste und zugleich kostenlose Weg eine Entwöhnung vom Alkohol zu erreichen, bleibt nach wie vor die Selbsthilfegruppe (z.B. Anonyme Alkoholiker). Rückfälle gehören zum Entwöhnungsprozeß dazu, sie sind kein Grund zum Verzweifeln, sondern Teil des Lernprozesses.

Die Angehörigen der Betroffenen brauchen in der Regel ebenfalls psychologische Hilfe, um ihre Co-Abhängigkeit (= Co-Alkoholiker, stillschweigende Akzeptanz des Suchtverhaltens) zu bewältigen.

Status

In Deutschland ab 16 legal, in anderen Ländern gelten andere Altersgrenzen.

Diskussion

Das Bewußtsein in der Öffentlichkeit wandelt sich. Wer heute offen bekennt, mit dem allgegenwärtigen Stoff Alkohol nicht umgehen zu können, stößt häufiger auf Verständnis und Anerkennung.

Zur Zeit wird ein Werbeverbot für Alkohol diskutiert.

zurück